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Meinung US-Beef?

Also ich persönlich nehme grundsätzlich auch gerne mal ein 10kg-Mischpaket. Ich fahre auch 20km einfach für die Abholung und einen hübschen Webshop und eine 24h-Hotline brauche ich auch nicht. Wenn ein Landwirt heute aber in etwas größeren Dimensionen denkt als fünf Stück Vieh im Jahr wird er sich wohl schon etwas überlegen müssen.

Beispielhaft finde ich in unserer Gegend den Dachauer Biobauerndienst: Der Betreiber ist selbst Landwirt, der seine eigenenen Produkte sowie die von anderen regionalen Biobauern per Internet vertreibt und im Großraum München frei Haus liefert. Die Waren sind dort etwas teurer als bei anderen Direktvermarktern im Hofladen, aber immer noch akzeptabel. Für mich als Kunden ist das äußerst bequem, ich brauche noch nicht mal vor die Tür gehen.

Was mir dabei noch fehlt sind besondere Zuschnitte und vielleicht auch mal andere Fleischrinderrassen.
 
Dachauer Biobauerndienst
das ist wirklich toll! super web seite, super darstellung, super service und fast der dreifache preis den wir nehmen... und die rinder haben es bei uns bestimmt nicht schlechter... aber so teure passt nicht zu uns! wir wollen, das jeder sich ein gutes stück rindfleisch leisten kann. es muss auch was zwischen supermarkt und bio-schicki-micki geben. und wenn ich nicht bei den tieren sparen will, dann muss ich halt an service, verpackung, festkosten sparen. oder????

lg
burkhard sagel
 
Dann noch zu schreiben: "ihr den Sinn dieser Direktvermarktung einfach noch nicht verstanden", ist schon irgendwie frech.
...naja - eben sehr unglücklich formuliert (in einem Forum keine gute Strategie um positiv auf sich aufmerksam zu machen) Nur mit dem gegenseitigen Vorwurf der Verständnislosigkeit ist auch keinem geholfen.
da kann ich gut drauf verzichten.
Ja - das ist ein krasses Negativbeispiel - danke für den Link...der Markt wirds wohl regeln...einmal und nie wieder...

..manche Direktvermarkter sind so von ihrem Produkt überzeugt, dass sie davon ausgehen: der Kunde wird diese mangelhafte Zerlegung/ Verpackung/ Kennzeichnung tolerieren "weil - er weiss ja wo es herkommt..." Da die Negativbeispiel sicherlich auch Selbstversorger sind und an sich selber diese niedrigen Anforderungen stellen, unterstellen sie gleiches auch beim "Hofmarktkunde"...zumindest in dem Beispiel, als der Hofmarktkunde eine 10kg Plastiktüte mit verschiedenen unverpackten, unbeschrifteten und ungereiften Fleischstücke zu 120€ mitbekam.

Für mich habt ihr den Sinn dieser Direktvermarktung einfach noch nicht verstanden,
@Banjoko : was hast DU denn vom Sinn dieser Direktvermarktung verstanden?


Die wenigsten Landwirte werden ein Marketing- oder BWL Studium absolviert haben - aber ich kenne einige Beispiele, wo auch ohne BWL Studium erfolgreiches Vermarkten von Eigenprodukten praktiziert wird.
  • Kundenorientierte
    • Reifung (mind 2Wochen -noch besser 3! Oft haperts bei Hofschlachtungen dabei - weil der Metzger kein Kühlhaus mitbringt und selber keine Lagerkapazität mehr hat)
    • Zerteilung (von einem Metzger, der sein Handwerk versteht und die Kundenwünsche kennt)
    • Verpackung (optimalerweise in Vacuumbeutel, damit der Kunde die Ware auch sicher transportiert und bei sich zuhause hygienisch gelagert bekommt. Manche Hofläden stellen einen Vacuumierer zum selberverpacken mit Beuteln zum Selbstkostenpreis zur Verfügung)
    • Beschriftung (damit nicht die Katz im Sack gekauft wird und der Kunde weiss, was er für sein Geld bekommt)
    • permanente oder wiederkehrende Verfügbarkeit...kein Kunde wartet gern ein Jahr auf "sein" Produkt
  • Zeitgemässes Marketing
    • Internetauftritt mit aktuellen Hintergrundinformationen über
      • Produkte (Rasse, Aufzuchtbedingung, Futter etc)
      • Aktionen (Hoffest z.B.)
      • Erreichbarkeit
      • Verkaufstermine
    • Hofverkaufsstelle mit positiver Aussenwirkung (das Auge kauft mit)
 
fleischrinderrassen:

wird meiner erfahrung nach überbewertet. natürlich gibt es in der fleischqualität rassenunterschiede. im netz findet man dazu untersuchungsergebnisse. als wir mit der rinderzucht angefangen haben, habe ich nächtelang sachen rausgesucht und durchgelesen. das ergebnis war ernüchternt...

natürlich verfetten die typischen ami rassen (angus + hereford) leichter und haben dadurch auch eine bessere fettauflage und mehr mamorierung und als gegenteil findet man diese super mageren fleischrassen wie blonde und piemonteser. chairolais sagt man grobes fleisch nach, das kann ich nicht bestätigen. das beste was wir in letzter zeit hatten, war ein schwarzbunt x limo mix. am schlachthof die jungs haben gemeckert, weil sie so viel fett wegschneiden mussten, aber das fleisch war so wie auf den bildern von ami-fleisch = super mamoriert und auf dem grill super saftig mit eigengeschmack und zart... ganz toll

auf dem kleinen schlachthof, wo ich meine rinder hinbringe, schwört man auf piemonteser, diese kleinrahmigen extrem mageren feinknochigen tiere sollen ein super fleisch haben. nächstes frühjahr kann ich dann mitreden, dann wird donna anita unser piemonteser rind geschlachtet. ich bin da eher skeptisch, mager und gut das passt für mich nicht. aber ich lerne noch, halte erst seit 6 jahren rinder und nicht so viele.

so jetzt muss der bauer aber ins bett :)

lg
burkhard sagel
 
Moin Burkahrd,

vor dem Hintergrund:

wollten umbedingt Fleisch direkt vom Bauer, am liebsten von uns. Warum? Alle wollen, das die Tiere besser behandelt werden und die meisten wollen 100%tig wissen woher das Fleisch kommt.

und dieser Aussage

-Haltung, auf der Wiese mit Zufütterung und im Winter im Strohstall, leider nur geringer Einfluß auf die Fleischqualität, wird meist überschätzt

frage ich mich automatisch, wie Du Deine Rinder hälst, die dann so viel besser behandelt werden als andere.

Grundsätzlich bin ich ein großer Freund der Direktvermarkung, aber zumindest hier in Deutschland hat die Direktvermarktung von Rindern, das hört man immer wieder raus, und ich kann es duch eigene Erfahrungen bestätigen, mehrere Probleme
a) die Zuschnitte sind alles andere als das, was der Grillfreund sich wünscht. Nicht selten machen das die Landwirte selbst, obwohl sie es wohl besser Metzgern überlassen würden, die mehr von diesem Handwerk verstehen.
b) wird üblicherweise eben nur paketweise verkauft. Verständlich, auch im Sinne der Nachhaltigkeit und des Bemühens, das ganze Tier zu verarbeiten und nicht nur dessen Premiumstücke, stellt es doch ein Exit-Kriterium für viele dar, die eben ein bestimmtes Stück Fleisch wollen.
c) sind die von Dir angesprochenen zwei Wochen Reifezeit schon eine Seltenheit. Ich kenne nur Direktvermarkter (einen habe ich am Ort um die Ecke), die nach einwöchiger Reifezeit verkaufen, also quasi schlachtfrisch. Heißt, ich bräuchte noch einen Reifeschrank....

Und ich würde Dir raten mit solchen pauschalen Statements

Futter in Feedlots unter freiem Himmel ohne jeden Wetterschutz ausgemästet. In den trockenen Gebieten wird nur alle paar Jahre ausgemistet. In feuchten Gebieten stehen die Tiere Knie tief in der Scheiße! Der Transport zum Schlachthof dauert meist mehrere Tage und die hygienischen Bedingungen entsprechen selten dem deutsche Standart. Wer also Fleisch aus Übersee kauft, darf sich sicher sein, das das Tier, von dem er gerade das Fleisch auf dem Teller hat, ein richtiges scheiß Leben hatte.

vorsichtig umzugehen. Sonst könnte jemand auf die Idee kommen, für die Behauptung der knietiefen Scheiße einen Beweis zu fordern. Ich habe noch nirgens, weder in Nord- noch in Südamerika Rinder in Außenhaltung gesehen, die knietief in der Scheiße standen. Und ich habe auch absolut keinen Grund zu glauben, dass es in allen deutschen Ställen zuheht, wie in einer Klinik.
Ich mag solch Pauschalbehauptungen -urteile nicht mal annährend, das muss ich offen zugeben. Und wer Fleisch isst, sollte wissen, dass es die in der Werbung vorgegaukelte heile Welt nur äußerst selten gibt.

Grüße
Gerhard
 
Für mich habt ihr den Sinn dieser Direktvermarktung einfach noch nicht verstanden, sorry !
Und für mich wäre es interessant Mäuschen zu spielen um herauszufinden, weiviel Fleisch Du als Pakete von Direktvermarktern beziehst.... ;)
Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass just jene, die sich so vorbehaltlos für eine bestimmte Quelle einsetzten, diese selbst gar nicht nutzen, daher meine Skepsis.

Auch wenn ich persönlich nicht angesprochen war, glaube ich schon, von mir sagen zu können, dass ich den Sinn der Direktvermarktung verstanden habe. Aber lediglich auf dem Rücken des Tierwohls herzugehen und auf diesem die Pakete, die geschnürt werden, und die die Kunden in der Zusammenstellung i.d.R. nicht brauchen, ist halt auch zu einfach.
Dennoch feue ich mich für alle, die es schaffen, sich über die Art am Markt zu behaupten.

Grüße
Gerhard

PS: Eines noch finde ich an der Diskussion auch schon wieder typisch: Wie pauschal über die 'Amis' hergezogen wird....
 
...
Was Du möchtest, nämlich zu Direktvermarkter Preisen kaufen, aber den vollen 24h-Service mit Express-Versand und 48h Hotline wird es für Dich nicht gern...

@Banjoko
zur Klarstellung: ich habe nirgends behauptet das mich die Preise interessieren, die sind mir relativ schnurz. Ich denke es war burkhard der die günstigen Preise ins Spiel gebracht hat und er war es der darum bittet kein Überseefleisch zu kaufen.
Ich stelle nur dar warum ich das trotzdem mache.

Und ich habe auch nie was von 24h Sercice und Expressversand geschrieben. Mir reichen die ganz normalen Ladenöffnungszeiten.
 
fleischrinderrassen: wird meiner erfahrung nach überbewertet
Mit Verlaub: Sogar ich als Laie erkenne den Unterschied zwischen Fleisch vom Fleckvieh und vom Angus. Ich halte die Rasse durchaus für relevant, zumindest ob es sich um eine Zweitnutzungsrasse oder eine Fleischrasse handelt.

Außerdem: Es muss doch einen Weg geben zwischen Mischpaket-Direktvermarktung und US-Beef aus dem Großmarkt. Der Biobauerndienst war nur ein Beispiel. Ein anderes: Ich kenne einen guten Metzger, der selber in kleinen Mengen schlachtet und das Vieh von Bauern in der Umgebung bezieht. Landwirt, Metzger und Vermarkter müssen ja nicht unbedingt immer ein und dieselbe Person sein.
 
@gerhard bitte schau selber was ein feetlot ist. im netz findest du genug bilder und erklärungen. daraus kannst du erkennen, das es sich um eine außenhaltung ohne wetterschutz handelt. der boden, worauf dietiere stehen, ist unbefestigt, da kann ich eins + eins zusammenzählen, wenn es regnet, wie die tiere aussehen. bei mir stehen jedem rind mind. 20m² unter einem wetterschutz oder stall mit stroheinstreu zur verfügung. und mind. 2x pro woche muss ich nachstreuen, damit die tiere trocken und sauber stehen. bei unserem wetter eine offenhaltung ohne wetterschutz = da ist am fressplatz nur matsche und da kann ich gar nicht so schnell einstreuen, als das alles wieder zu matsch ist. und es gibt junglandwirte die auslandsparktika gemacht haben. die geschichten werde ich nicht ins netz setzen.

@Banjoko :

vielen dank für deinen beitrag, da werde ich mir was abschreiben, das konnte ich schon zu schulzeiten sehr gut :)

Mit Verlaub: Sogar ich als Laie erkenne den Unterschied zwischen Fleisch vom Fleckvieh und vom Angus.

mit verlaub, das glaube ich nicht, das du einen unterschied zwischen dem fleisch einer flechvieh kalbin und einem angus bullen erkennst. und wenn doch, dann wird der angus bulle schlechter abschneiden. natürlich gibt es einen unterschied, aber es gibt kriterien die wichtiger sind. das habe ich selber am schlachthof am haken gesehen und mir von einem metzgermeister zeigen lassen. auf jeden fall spannend mal zu sehen und sich von einem fachmann erklären zu lassen. und das geht am besten an einem kleinen schlachthof, wo unterschiedliche tiere für privat geschlachtet werden.

lg
bauer bu :) so nennen mich die kinder auf unserem hof
 
natürlich gibt es einen unterschied, aber es gibt kriterien die wichtiger sind
Ja OK, mit dieser Aussage kann ich eher leben. Natürlich spielen Alter und Geschlecht eine große Rolle. Am liebsten ist mir Fleisch vom Ochsen, danach kommt Färse / Kalbin. Jungbullenfleisch ist ein typisches Produkt der Milchvieh-Zweitnutzung, und da kommt dann wieder die Rasse ins Spiel.

Aber wenn ich zwei Steaks von der Färse habe, selbes Schlachtalter, derselbe Cut, eines vom Angus und eines vom Fleckvieh, dann merke ich durchaus einen Unterschied.
 
Weils grad passt,
verlink ich mal einen Bericht aus 2013 zu den US Mastbetrieben "feedlots":

http://www.lksh.de/fileadmin/dokumente/Bauernblatt/PDF_Toepper_2013/BB_03_19.01/36-37_Kunz_EF.pdf

Wer Zeit hat, kann sich das PDF (sind nur 2 Seiten, also überschaubar)
ja mal durchlesen. Die Infos (facta bruta) die darin stehen,
finde ich für die Diskussion und auch Meinungsfindung interessant.

Gruß
Peter

SUPER! bitte lesen, und die kosten von 150-200 dollar für ein halbes jahr, die habe ich auf meinem hof in drei monaten erreicht. unter 2€ pro tier und tag an variablen kosten zu kommen ist für mich unmöglich. dazu kommt stall + arbeit + risiko + versicherung + ....
 
Und die mögl. Rente ... .

Manchmal ist ein Stift, Papier und ein Taschenrechner schon sinnvoll,
um seine persönliche Meinung bilden zu können.

Sag ich mal so einfach.

Gruß
Peter
 
da kann ich eins + eins zusammenzählen
So, das kannst Du? Das freut mich.
Dennoch kann ich Deine Ansicht nicht teilen. Die Weiden (Streuobstwiesen), auf dem die Schönbuch-Angus-Rinder des mir nächstgelegenen Direktvermarkter stehen, sind auch unbefestigt, wie es die meisten Weiden sind. Wetterschutz bieten bestenfalls Bäume und doch stehen diese Rinder weder kniehoch in der Scheiße und auch nicht kniehoch im Mist. Aber ich akzeptiere, dass Du es besser weißt. Dass Du es mit Deinen Rinder gut machst, soll hier nicht bezweifelt werden. Hof Schleiersbach im Odenwald, auch gute Bekannte von uns, machen es mit ihren Charlois-Rindern ähnlich. Da können die Rinde wählen, ob sie draußen oder im Stall stehen oder liegen wollen....
Ich will nicht verhehlen, dass ich schon Weiden gesehen habe, vor allem solche, auf denen noch nie, oder schon lange kein Rind gestanden ist, die, entsprechende Witterung vorausgesetzt, tatsächlich teilweise ausgesehen haben wie Matsche. Die Rinder aber, die in der Matsche gestanden sind, haben definitiv sauberer ausgesehen, als zu dem Zeitpunkt, als sie aus Stallboxen auf die Weide kamen.... Wie fast alles, ist auch hier vieles relativ, nicht?

Aber zurück zum Schönbuch-Angus: Mit besagtem Vermarkter habe ich einen guten Kontakt, und mein Ziel ist es tatsächlich, mich auch über diese Schiene zu versorgen; wohlwissend, dass mir Zuschnitte vielleicht nich gefallen und trotz der nicht ausreichenden Reife. Um dem zweitgenannten Punkt zu begegnen, darf ich den Wild-Reifeschrank eines befreundeten Jägers nutzen, Punkt eins wird, falls meine Befürchtungen eintreten, im Laufe der Zeit verbessert werden können. Und eigentlich war der Kauf eines Paketes für den nächsten Schlachttermin geplant. Nun ist der unglücklicherweise Anfang April und just da sind wir zwei Wochen weg. Also fällt das schon mal aus. Schade, aber es ist so. Zudem hätte ich momentan auch nicht genügend Platz in der Gefriertruhe für 1/8 Rind, das die Mindestmenge darstellt. So sehr mir also der Grundgedanke (abgesehen vom einen oder anderen angesprochenen Punkt) gefällt, so schwierig gestaltet sich das halt in der Praxis. Freilich verstehe ich den Mann, er mus halt einen Schlachttermin festlegen, und freilich kann er nicht länger reifen, weil er selbst keine Räumlichkeiten hat, und sein Schlachter sicher nicht seine Räumlichkeiten beliebig lange bereitstellt. Vielleicht klappt es zur Herbstschlachtung, aber bei einer Vorlaufzeit von lediglich acht Wochen habe ich Bedenken..... Um nur ein Beispiel für die Schwierigkeit zu nennen, mit der ich im Zusammenhang mit Direktvermarktung kämpfe.
Und eine Anmerkung sei mir auch noch gestattet: Nur weil ein Rind direkt vermarktet wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es signikikant besseres Leben hatte, als eines, dessen Fleisch ich in der Metzgerei kaufe.
 
Tierwohl + Top Qualität + für jederman bezahlbar

Wobei Top-Qualität und für jedermann bezahlbar sich m. E. ausschließen...

Ich kann vielleicht kurz meine Erfahrungen mit mehreren lokalen Direktvermarktern schildern. Dabei möchte ich erstens darauf hinweisen, dass das nur Erfahrungen mit einer beschränkten Stichprobe sind, zweitens, dass meine subjektive Wertung keine generelle Kritik an diesem Vermarktungsweg darstellt. Wenn Direktvermarkter mit ihrem Konzept wirtschaftlich erfolgreich sind, ist das das richtige Konzept, nur eben nicht als Hauptquelle für meinen Einkauf...
  • Abhängen/Reifen: Wenn man jemanden findet, der das Fleisch zwei Wochen hängen lässt, hat man Glück. Bei meinem Erstkauf beim DV hatte er mir versprochen, das Tier länger hängen zu lassen und nach 1 Woche war es doch zerteilt. Ich muss also das Risiko eines Vakuum-Nachreifens im eigenen Kühlschrank auf mich nehmen
  • Auswahl/Aufzucht der Tiere: M. E. nicht auf optimale Fleischqualität ausgerichtet. Ein Züchter hat seine Tiere extra kastrieren lassen, um sie dann nach 15 Monaten zu schlachten, bei anderen kann man keinen Einfluss darauf nehmen, ob man Färse oder Jungbulle (Standard) bekommt
  • Hygiene: Insbesondere mit Hackfleisch wird m. E. grenzwertig umgegangen, zumindest werden die einschlägigen Regeln aus dem Einzelhandel eher nicht eingehalten. Bei einem Verkäufer habe ich die restlichen Stücke vakuumiert erhalten, wobei die Hälfte der Beutel luft gezogen hatte. Bei einem anderen lagen sie einfach alle in Plastikbeuteln und Kisten und mussten selbst vakuumiert werden.
  • Zerlegung: Sieht nicht immer besonders professionell aus. Unsaubere Schnitte, unterschiedliche Dicke von Steaks etc. Darüber hinaus wenig Flexibilität. Die kommt vor allem aus dem Paket-Konzept, wo jeder ein Stückchen von allem bekommen soll, was dann zu zerschnittenen Filets, halben Briskets, hauchdünnen Steaks etc. führt. Sonderteile wie Flank, Skirt etc. sind gar nicht zu bekommen. Ich verstehe, dass eine Vertriebskonzept, das nicht auf Paketen aufbaut, komplizierter ist. Gerade wenn man anspruchsvoll ist, kommt man aber mit den Paketen nicht gut klar. Und das liegt gar nicht mal an der mangelnden Bereitschaft, auch Nicht-Edelteile zu verwenden.
  • Dokumentation: Ist ganz offensichtlich auf den Durchschnitts-Rindfleischkäufer ausgerichtet. Die typische Unterscheidung ist Braten, Steak, Gulasch, Roulade. Gerade die Kategorie Braten, in der sich alles mögliche verstecken kann, ist eine Wundertüte, mit der ich mich extrem schwer tue. Ich möchte bestimmte Gerichte zubereiten (im Regelfall grillen), für die ich wissen muss, was das für Teile vom Rind sind. Gerade die Züchter kennen sich da aber m. E. vielfach nicht besonders gut aus und arbeiten wohl nicht immer mit den professionellsten Metzgern zusammen.
All das führt dazu, dass ich - bei allen ehrenwerten Vorsätzen - für meine Bedürfnisse mit dem Konzept zumindest der in meiner unmittelbaren räumlichen Nähe liegenden Direktvermarkter eher nicht glücklich werde. Die Vorteile wiegen die Nachteile nicht auf. Und das liegt nicht an mangelnder Zahlungsbereitschaft.
 
Das Kunden-Käufer-Beschwerdebriefe-auslesen-
dann danach entsprechend handeln ...
vulgo Neuzeit-Sprech: "Data-Mining"
könnte sich schon auszahlen.

Gruß
Peter
 
Nur weil ein Rind direkt vermarktet wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es signifikant besseres Leben hatte, als eines, dessen Fleisch ich in der Metzgerei kaufe.
...das ist sehr wahr - aber zumindest habe ich die Möglichkeit der Augenscheinnahme beim Hofverkauf. Man kauft verkauft eben Emotionen und ein "gutes Gewissen" mit.

Gerade die Züchter kennen sich da aber m. E. vielfach nicht besonders gut aus und arbeiten wohl nicht immer mit den professionellsten Metzgern zusammen.
Leider habe ich bisher auch öfter diese leidvolle Erfahrung machen müssen...

PS: Eines noch finde ich an der Diskussion auch schon wieder typisch: Wie pauschal über die 'Amis' hergezogen wird....
Das stimmt leider - pauschalierungen haben selten zu einer sachlichen Diskussion beigetragen. Mich würde z.B. mal die Fläche pro Tier auf solchen Foodlots interessieren...für diese Haltungsform gäbe es in Europa wohl keinen Platz...was neben den unterschiedlichen Klimaverhätnissen auch das seltenere Ausmisten relativiert...

frage ich mich automatisch, wie Du Deine Rinder hälst, die dann so viel besser behandelt werden als andere.
Nochmal zur Fleischqualität:.. ich kann schon gut Einfluß auf die Fleischqualität nehmen
Bu: kannst du diesen Einfluss denn konkret benennen? Du schreibst
  • die Rasse wird überbewertet,
  • die Haltungsart auch (das mag vielleicht auch sein, dass der Metzger auf dem Zerteilungstisch dem Stück Fleisch nicht die Haltungsform ansieht - wohl aber die Marmorierung und den Gesundheitszustand)
-Genetik = wird meist überschätzt! -Haltung, auf der Wiese mit Zufütterung und im Winter im Strohstall, leider nur geringer Einfluß auf die Fleischqualität, wird meist überschätzt

Was bleibt da noch?
  • kurze Wege zum Schlachter in Kombination mit stressfreiem Schlachten ist ja kein grosses Geheimnis - wird wohl von allen Hofvermarkter praktiziert
  • energiereiches Futter - um Fett anzusetzen (die verwendung von Silagemais z.B. ist kein grosses Geheimnis)
  • Alter (gerade bei Jungbullenfleisch habe ich den Eindruck, es wurde zu früh geschlachtet)
  • Geschlecht (du schreibst, das Kalbinnenfleisch ist besser als Jungbullenfleisch. Das mag sein. und jetzt?)
 
kurze Wege zum Schlachter in Kombination mit stressfreiem Schlachten ist ja kein grosses Geheimnis - wird wohl von allen Hofvermarkter praktiziert

Nicht mal das unbedingt.
Um mein Beispiel zu bemühen: Der Direktvermakrter des Black Angus MUSS sein Rind in einen Schlachthof bringen, beliebig viele gibt es in der Umbegung nicht.
Der Landwirt vom Hof weiter, kein Direktvermarkter bringt sein Rind zu einem der ortsansässigen Metzger, der schlachtet selbst.

Und nun? Hier schneidet der Direktvermarkter schlechter ab. Gleichwohl stehen seine Rinder auf der Weide, die des anderen lediglich im üblichen Stall.
 
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