Schlagwort-Archive:

    • Gesendet: 01. Jul 2017

    Lütticher Waffeln

    In Liège, Lüttich, beginnt das Neue Jahr mit Waffeln – immer noch.

    Inzwischen haben sich Familien und Bäcker jedoch mit modernen elektrischen Waffeleisen ausgerüstet. Früher, als in fast jedem Haus gusseiserne Formen mit langen Stielen auf dieses und andere besondere Ereignisse warteten, mussten die Kohlen im Kamin oder Ofen gut glühen. Dann wurden die Eisen über die Glut gehalten, wobei man darauf achtete, dass sie nicht zu heiß wurden. Erst buk die eine Seite, dann wurde gewendet. Es konnte Stunden dauern, bis der Heißhunger von Groß und Klein auf die lockere Leckerei befriedigt war.
    Zu gut schmeckte das feine Gebäck, um nur einem einzigen Tag vorbehalten zu bleiben. Und da sich nicht jeder die Mühe machen wollte oder konnte, trugen Frauen an Festtagen selbstgebackene Waffeln in Körben zu Markte. Oder Waffelbäcker bereiteten ihre Köstlichkeiten an Ort und Stelle. Schon im Mittelalter schwärmten Poeten von diesem Genuss.

    Frische ist oberstes Gebot. So arbeiten selbst große Waffelbäckereien nur auf Bestellung und horten keine Ware. Dabei halten Waffeln sich mindestens zwei Wochen und bis zu drei Monaten. Am feinsten ist ihr Geschmack, wenn man Mehl, Zucker und Eigelb nur mit Butter oder Sahne zu einem Teig verknetet. Ihre Luftigkeit, auf die es in Brüssel so sehr ankommt, wo Waffeln eine Dicke von fünf Zentimetern erreichen, beruht auf der Menge des untergeschlagenen Eischnees. In Liège hält man sich damit zurück, die Lütticher mögen sie zwar auch locker, aber sie schätzen das traditionelle kleine Karree in seiner handlichen Kompaktheit. Golden gebräunt müssen die Waffeln sein, wenn man das Eisen aufklappt, und nach Vanille oder Zimt duften.

icon
icon
icon
icon